Freitag, 21. November 2008

Geburtstag in China

Es ist Donnerstag und ich habe heute Geburtstag. Irgendwie komisch seinen 26ten Geburtstag nicht zu Hause feiern zu können. Der Tag fing erst ganz gemächlich an. Wir hatten nun schon den zweiten Tag Schulung und heute sollten die Präsentationen zur Vermessung und Korrektur von Weichen abgehalten werden. Trotz kleiner Probleme bezüglich der Übersetzer (es wurde nun doch Englisch-Chinesisch gedolmetscht) konnte dank fundierter Englischkenntnisse trotzdem eine sehr gehaltvolle und effektive Schulung abgehalten werden. Am Ende waren alle sehr zufrieden und die theoretischen Hintergründe waren so gut wie möglich erklärt worden. Dies konnte man auch an den vielen interessierten Fragen und Debatten von Seiten der Chinesen erkennen. Wie sich die in der Zukunft bewährt, wird sich allerdings zeigen, da Theorie bekanntlich nicht alles ist.





Aufgrund der guten Fortschritte in der Schulung wurden wir zum Abend in ein Restaurant mit "regionaler, bäuerlicher" Küche eingeladen. Bäuerlich war wohl die beste Beschreibung für das was uns dort erwartete. Schon der Anblick der Küche, welche halb im Treppenhaus angesiedelt war, ließ bei einigen Beteiligten akute Appetitlosigkeit aufkommen. Die Hungrigen ignorierten jedoch die Schreckensbilder und kämpften sich tapfer durch die ungewöhnlichen Gerichte. U.a. gab es Rührei mit Chili, oder besser Chili mit Rührei. Dann Chili mit Speck und Chili mit Tofu. Es gab auch nur Chili und dann noch einen Fisch, welcher hauptsächlich aus Gräten bestand und dem "Karpfen blau" (vielleicht war es das sogar) ähnelte. Das Kaninchen als Highlight war wieder mal kleingehackt und zu Lebzeiten wohl nie sonderlich muskulös gewesen (zum Kaninchen gabs wiedermal Chili). Einmal dachte ich es gäbe Bohnen, es waren aber lange Chilistücke. Vor meinem ersten Bissen wurde ich von einem Einheimischen mit der Warnung "its a little bit spicy" vorgewarnt, dann brach ich in keuchenden Husten aus, den eine übertriebene Schärfe so mit sich bringt. Später hatte ich dann die Regeln verstanden: Viel Reis essen und Chilistücke vermeiden. Letztendlich ging es zwar angeschärft, aber mit intaktem Magen wieder ins Hotel.

Da ich immer noch keine Geburtstagsrunde gegeben hatte, lud ich zum späteren Abend noch die Kollegen ins hoteleigene KTV ein. Da ich natürlich nicht wusste, was das konkret ist (wusste nur, dass es was mit Karaoke zu tun hat), war ich sehr gespannt. Im KTV war alles schick mit Spiegeln, Metall und Mamor designt. Bunte Lichter erzeugten eine gemütliche, aber auch ausgelassene Atmosphäre. Wir wurden in einen separaten Raum mit Karaokeanlage und Mikros, Couchgarnituren, Glastischen, eigener Toilette und eigenem Kellner geführt. Gegen eine Eintrittsgebür konnten wir diesen (den Raum) nutzen und erhielten gleich noch zwei riesige Obstteller sowie Tee (das gibt es immer und überall). Ich bestellte gleich noch mehrere Flaschen dünnes chinesisches Bier. Nach kurzer Zeit sangen wir lauthals die Klassiker unserer Jugend. Von Backsteetboys über Rod Steward bis hin zu den BeeGees. Natürlich war der Gesang eher von drittklassiger Natur (die Chinesen nehmen das dagegen sehr ernst), da wir den Text nicht kannten und teilweise nicht einmal die Melodie. Aber es ging ja eher um den Spaß.




Leider wusste ich nicht dass die lieben Kollegen mir eine Massage bestellt hatten. Also musste ich mich auf einen Glastisch legen (später dann die Couch) und eine Ganzkörpermassage von zwei Masseurinnen genießen (oder erdulden). Die Massage war manchmal entspannend und manchmal eher ruppig, am Ende fühlte ich mich aber wie gebeutelt. Trotzdem, eine lustige und interessante Erfahrung, zumal die Kollegen so manchen Schabernack mit mir als wehrloses Opfer trieben. Gegen 0:30 Uhr wurden wir dann höflich gebeten, dass Lokal zu verlassen. Wohl weil wir nicht mehr wirklich viel trinken wollten. Das letzte Lied war jedenfalls "Lemon Tree" auf chinesisch.


Endlich im Bett gelandet verbrachte ich noch ca 1 Stunde mit dem Beantworten einiger Geburtstagsmails, bis ich endlich einschlief. Danke nochmal an Alle, die an meinem Geburtstag an mich gedacht und mir etwas geschrieben haben. Ich bin froh, dass es Euch gibt.

Keine Kommentare: